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ANDRÉAS LANG | ECLIPSE (a selection)

NOVEMBER 2016 – FEBRUARY 2019

über die Serie “Eclipse”
(dieser Text ist ein Auszug aus dem Essay von H.M. Koetzle | Katalog zur Ausstellung “Andréas Lang – Eclipse“ (München 2008) )
„Vergangenheit ist ein zentraler Begriff in der Arbeit von Andreas Lang. Man könnte auch sagen Geschichte. Oder Gedächtnis. Ganz bewusst begibt er sich an Orte, die Erinnerung bergen. Nicht immer sichtbar, ausgewiesen, evident. Und doch sind es Orte der Historie, Topografien, die Geschichte auch dort enthalten, wo sie vorgeben Natur zu sein. Lang ist ein Spurensucher mit der Kamera. Dies allerdings nicht im Sinne einer wie auch immer gearteten Dokumentation. Lang spürt dem Geist eines Ortes nach, protokolliert das eigentlich Unfotografierbare, verwandelt Stimmung in greifbare Bilder, die – ganz im Sinne einer romantischen Kunstauffassung – auch die eigene Seelenlage spiegeln dürfen.Lang problematisiert unsere Welt vor dem Hintergrund einer alles andere als glorreichen Vergangenheit. Fotografieren ist für ihn eine Art Nachdenken in Bildern. Lang stellt Fragen, und wenn seine zu Fotografie mutierten Antworten ausgesprochen kryptisch ausfallen, so ist auch dies Teil eines Konzepts, das sich Mitte der neunziger Jahre allmählich zu formen beginnt.
Wo endet Europa? In Portugal – oder doch in New York als westlichstem Vorposten europäischen Denkens? Am Bosporus oder doch im Heiligen Land, ohne dessen jüdisch-christliche Tradition die europäische Zivilisation schlechterdings undenkbar wäre. Zugegeben: Die Kreuzzüge des 12. Jahrhunderts waren nicht der erste Link des mittelalterlichen Europa zum Vorderen Orient. Aber die Idee „heiliger Kriege“ bestimmte lange Zeit in besonderer Weise das Denken der Menschen, und wenn sich der Terror der Gegenwart unter dem Banner des „Dschihad“ ausbreitet, so illustriert dies nicht weniger als die Brisanz des „Modells“ noch in unseren Tagen. Im Vorfeld des ersten Kreuzzugs (1095) sollen himmlische Zeichen, Kometen, eine Sonnenfinsternis das Ende der Welt angekündigt haben. Und eine für 2006 angekündigte Sonnenfinsternis war denn auch für Andreas Lang äußerer Anlass, seine fotografische Erkundung geschichtsträchtiger Orte auf den Spuren des frühen Christentums und der Kreuzfahrer fortzuschreiben.
Dabei steht „Eclipse“ nicht allein für ein astronomisches Phänomen. Es steht auch für jene Dämmerung des Mittelalters, die bei Lang einmal mehr in einer das Dunkel betonenden Bildsprache ihre Entsprechung findet. Mehrfach 2006 und 2007 reist der Fotograf in den Nahen Osten, in die Türkei, nach Syrien, Israel und Palästina, wandelt auf den Spuren der Kreuzfahrer, protokolliert ihre Stein gewordenen Spuren, dies einmal mehr nicht im Sinne von Illustration oder Dokumentation, sondern als Versuch, etwas vom (irrationalen) Geist der Zeit zu visualisieren.
Wie ein extraterrestrisches, eben gelandetes Raumschiff wirkt die Crac des Chevaliers auf Langs schwarzweißer Fotografie, und wie Eisen armierte Wesen von einem anderen Stern müssen die ersten Kreuzfahrer den Muslimen damals erschienen sein. Ersparen wir uns eine Aufzählung der Grausamkeiten auf beiden Seiten. Wichtiger ist der geistige Horizont, vor dem imperiale Ideen entstehen und sich verbreiten können. (…) Auf den ersten Blick scheint Lang das Klischee vom „finsteren Mittelalter“ zu bedienen. Indem er seinen Zyklus in die Gegenwart des palästinensischen Alltags hinein verlängert und das Bildmittel Farbe nutzt, unterstreicht er jedoch die Aktualität des Themas. Der Jahrhunderte alte Konflikt der Religionen und Kulturen – wo führt er hin? Ein absurdes Bild zeigt einen Wegweiser mit Fragezeichen. Wissen wir es? Wir wissen es nicht.” , (Textauszug Essay H.M. Koetzle, München 2008, Katalog “Andréas Lang – Eclipse“, Hrsg. W.J. Stock, Galerie Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst e.V.)

„In meiner Arbeit betrachte ich die verschiedenen Ebenen von Geschichte, Mythologie und Gegenwart, um ein narratives Bild entstehen zu lassen. Eine Art visuelle Archäologie, die sich überlagert oder auch kollidiert mit unmittelbaren sozialen, politischen und ökologischen Realitäten. So wird das Bild auch zum Projektionsraum und erscheint oft wie ein Filmset, im Schwebezustand zwischen Imagination und Realität, Vergangenheit und Gegenwart.“ (Andréas Lang)
Andréas Lang ist diesjähriger Stipendiat des AArtist in Residency, ein Programm des Auswärtigen Amts (AA) in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Berliner Galerien (lvbg).